TULUGAUKUK, der Urrabe

Am Anfang der Welt war alles dunkel und leer. In der Finsternis hockte nur einsam ein Rabe. Er war nicht besonders groß und stark, aber in ihm ruhten, ohne daß er es wußte, wundersame Kräfte. Zusammengekauert, saß er lange reglos in der Dunkelheit und lauschte. Aber es war kein Laut zu hören und nichts zu sehen.
Vorsichtig tastete sich der Rabe endlich vorwärts. Der Boden war steinhart und kahl. Doch hinter ihm erwachte plötzlich Leben. Überall, wo er hintrat, erwachte es. Wasser trat aus dem Boden. Bäche, Flüsse, Seen und das Meer entstanden. Der Boden faltete sich. Berge ragten in die Höhe. Pflanzen wuchsen, Gräser, Blumen und Wälder wucherten.
Da wurde dem Raben klar, daß er Tulugaukuk, der Rabenvater und der Schöpfer allen Lebens war. Kräftig schritt er weiter, um noch mehr zu erschaffen, und auch er wuchs und wurde ein großer, stattlicher Vogel.
Auf einmal stand er an einem Abgrund. Mutig flog er hinab und landete in der Tiefe auf hartem Gestein. Er nannte die Tiefe Erde. Das Land aber in der Höhe, aus dem er eben gekommen war, taufte er Himmel. Er blickte um sich und entdeckte im Erdboden einen Funken. Er pickte ihn neugierig heraus und warf ihn kraftvoll in die Höhe. Da entstand die Sonne am Himmel.
In der Helligkeit fiel ihm eine Staude auf, an der große Erbsen hingen. Als er vorsichtig näher trat und sie anblickte, platzte eine davon auf und zu seinem Erstaunen sprang der erste Mensch heraus.
Tulugaukuk erschuf als Nahrung nun alle Tiere und damit es nicht so allein wäre, als Gefährtin eine Frau aus Lehm. Ihr setzte er Grashaare ein. Er fächelte den nassen Lehm mit seinen Flügeln trocken. Da erwachte die Frau zum Leben.

(eine Sage der Eskimos)