KUNSTMÄRCHEN

Die Träne der Rose

In einem fernen Lande hinter dem Horizont war ein wundeschönes Land mit vielen der herrlichsten Blumen.

Seit Generationen schon berichteten die Alten den Jungen von diesem sagenumwobenen Land.
Es gab nicht mehr viele Alte die von diesem geheimnisvollen Lande wussten.
Doch die alte Lucie die wusste noch davon. Eines Tages kam eine große Krankheit über das Land. Es war die Krankheit der Traurigkeit die die Menschen befiel. Viele der Menschen hatten die Freude am Leben verloren.
Eines Abends kam ein Jüngling zur alten Lucie. Was willst Du, sprach diese. „Ich liebe ein Mädchen, sprach er, wir wollten ein Paar werden, doch auch sie, wie so viele andere, wurde von dieser seltsamen Traurigkeit befallen. Seitdem weint sie viele Tränen und kein Kuß von mir kann sie trösten“. Was soll ich nur tun!
Gehe in das Land der Blüten, dort wirst Du eine Blume finden, oder sie wird dich finden. Doch du musst vorab die Sprache der Blumen verstehen lernen.
Ich habe schon viele Länder bereist, sprach der Jüngling; viele Sprachen sind mein eigen, doch die Sprache der Blumen, sie ist mir fremd.
Ja, sprach die alte Lucie. Diese Sprache ist eine stumme Sprache.
Wie soll das gehen, erwiderte der Jüngling. Eine Sprache kann doch nicht stumm sein.
Doch doch, das ist möglich. Sei reinen Herzens, die Blumen verstehen die Sprache deines Herzens und sie werden dir antworten. Die eine wird dir zuwinken, die andere wird sich verneigen vor dir, und eine andere wird dir ihren Duft schenken. Eine jede wird dir helfen wollen, doch musst du sie genau beobachten um zu wissen, welche der Blumen für welche Krankheit zuständig ist. Bitte sage mir liebe Lucie, sprach der Jüngling, welche Blume heilt die Traurigkeit.
Das musst du selbst herausfinden, achte auf die Sprache deines Herzens. Mehr wollte die alte Lucie dem Jüngling nicht mitteilen.
Also machte dieser sich auf den Weg, immer in Richtung des Horizontes. Er war schon sehr lange Zeit unterwegs, bis er an ein großes Tor kam. Es war wild bewachsen mit Efeu und es war kein Durchlass.
Er hörte eine Stimme sagen. Wir sind das Efeu, wir lassen Dich nur durch das Tor, wenn Du unsere Heilkraft nennen kannst. Der Jüngling war erleichtert, denn die alte Lucie hatte ihm davon berichtet und er wusste die Antwort. Sogleich machte das Efeu Platz, damit der Jüngling ins Land der Blumen eintreten könne.
Er war beeindruckt von der Schönheit der vielen Blumen, die in den herrlichsten Farben blühten, von den Düften die diese verströmten. Doch wie nur sollte er die Blume finden, die die Traurigkeit vertrieb, unter so vielen Blumen.
Die eine Blume nickte ihm zu, und er meinte ihre Stimme zu hören: „Nimm mich, ich heile die Herzen der Menschen. Dann winkte die andere ihm zu und diese sagte: „ Ich heile die Augen der Menschen, eine jede pries ihre Heilkraft. Doch keine war dabei, die die Traurigkeit heilte.
Der Jüngling wurde immer verzagter, da sah er die Sonnenstrahlen aufleuchten und eine der Sonnenstrahlen beleuchtete eine wunderschöne Blume.
Er bemerkte, dass sie ihm zulächelte, zumindest sein Herz sah dieses Lächeln. Er erzählte dieser Blume, man nennt sie Rose, von seinem Kummer, dass seine Herzallerliebste von Traurigkeit befallen sei. Die Rose war von der Liebe des Jünglings so berührt, dass eine Träne in ihrem Inneren sich bildete. Nimm diese Träne in der mein Duft der Liebe eingeschlossen ist, sagte sie zu seinem Herzen und gib sie deiner Liebsten auf ihre Lippen und ihre Traurigkeit wird entfliehen.
Er nahm ein kleines Gefäß das er bei sich trug und lies die Träne der Liebe in dieses Gefäß fließen.
Sein Herz bedankte sich bei der Rose und er nahm den Weg nachhause.
Dort angelangt, ging er sogleich zu seiner Liebsten, die immer noch traurig ihn anblickte und benetzte ihre Lippen mit der Träne der Rose und sogleich gesundete diese.
Sie waren sich in großer Liebe zugetan und lebten noch viele viele Jahre glücklich miteiander.

by Roswitha Boneberger-Klett

37. Wilde Rose

04.02.2012

 




 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 





"Geheimnis / Rose "

(Öl auf Holz-Leinwand )